Es wird einmal

Es wird einmal

Vom Blick in die Glaskugel

„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ Diese immer wahre, überaus weise, aber wenig hilfreiche Aussage, wird mal dem Schriftsteller Mark Twain, mal dem Kabarettisten Karl Valentin zugeschrieben. Und dennoch versucht man in die Zukunft zu blicken, um planen zu können.

In einer dynamisch-komplexen Umgebung, in der insbesondere Globalisierung und Digitalisierung zu schnellen Veränderungen der Gesamtsituation führen können, ist dies dem Einzelnen unmöglich. Bestenfalls lassen sich vielleicht noch Muster für Trends ablesen. Fest steht nur: Nach „Corona“ ist die Welt nicht mehr so, wie sie vorher war. Wagen wir also dennoch einen Blick in die Glaskugel und entdecken mögliche Entwicklungen für das Jahr 2021 und die Folgejahre für die Hotelbranche.

Tagungen, Messen und Kongresse.

Mit der Verfügbarkeit von Impfstoffen dürften ab dem dritten Quartal 2021 Tagungen, Messen und Kongresse – ggf. unter entsprechenden Auflagen – wieder möglich sein. Das belebt auch direkt und indirekt das Hotelgeschäft. Und das mit frischen Wind. Denn die Erfahrung mit digitalen Möglichkeiten zur Abstimmung von Mensch zu Mensch hat auch deren Grenzen deutlich gemacht und gezeigt, dass das persönliche und direkte Gespräch bzw. der Vortrag vor Ort durch nichts zu ersetzen ist. Sicher lässt sich so manches Thema in digitaler Form besser und effizienter diskutieren, so dass dieser Markt nicht mehr das bisher bekannte Volumen erreicht. Ein Umdenken für die Hotelbranche in dieser ist deshalb unerlässlich. Aber ganz verzichten wird man auf diese Form des Informationsaustauschs sicher nicht.

Geschäftsreisen werden weniger.

Deutlich abnehmen dürften insgesamt, also auch „nach Corona“, die Geschäftsreisen allgemein. Neben den bestehenden und neuen, verbesserten digitalen Möglichkeiten des Dialogs spricht hier der immense Zeit- und Kostenaufwand gegen so manche, früher als Privileg oder unbedingt notwendig erachtete Reise. Doch nicht nur Effizienzerwägungen, sondern auch der zunehmende Nachhaltigkeitsgedanke, dem sich viele Unternehmen verpflichtet haben und nun aus Glaubwürdigkeitsgründen „liefern“ müssen, steht dabei als Argument im Raum. Gerade bei Kurzstreckenflügen zum Reiseziel und bei einem hohen ethischen Anspruch in der öffentlichen Wahrnehmung sticht dieses Argument. Geschäftsreisen werden also vermutlich weniger zu den Hotelumsätzen beitragen.

Städtetourismus erholt sich nur langsam.

Bedingt durch globale Einschränkungen (Quarantänebestimmungen , Test- oder Impfnachweise) im internationalen Reiseverkehr und damit verbundene Unsicherheiten, aber auch durch eine Verringerung der privaten Reisebudgets durch einen erwartbaren Wirtschaftseinbruch, bleibt diese Tourismussparte vermutlich zunächst unter den Vorjahren. Gerade bisherige Treiber dieses Geschäftsfeldes, wie Reisende aus China oder den USA dürften sich hier in den nächsten zwei bis drei Jahren zurückhalten. Hier sehen wir frühestens ab 2024 wieder Licht am Horizont. Vielleicht sogar Spitzenumsätze, wie wir sie noch im Jahr 2019 und davor kennen lernen durften. Einziger Lichtblick, der zur Stützung der Branche beiträgt, dürfte bis dahin der Inlandstourismus sein.

Ferienhotellerie: Glück im Unglück!

Während Fernreisen durch Anti-Pandemie-Bestimmungen ausgebremst wurden, zeigte sich bei der Ferienhotellerie schon 2020 ein interessanter Effekt: Die Hotels wurden vorwiegend von inländischen Gästen oder solchen aus dem benachbarten Ausland frequentiert, die eben nicht zu ihrer Destination fliegen mussten. Das Geld war ja bereits für den Urlaub eingeplant, es wurde nur an anderer Stelle ausgegeben. Dieses Verhalten dürften wir auch 2021 wieder beobachten. Vielleicht sogar noch stärker, sobald die Situation es zulässt. Denn nach allen Lockdowns und dem Gefühl des Eingesperrt-Seins zieht es die Menschen wieder an andere Orte, um dort ihre Freiheit genießen zu können. Für Fernreisen dürfte es allerdings frühestens 2022 wieder richtig losgehen.

Flexibilität bleibt Trumpf.

So schlimm die von der Politik beschlossenen Corona-Einschränkungen, so wenig absehbar ihre kurz- und langfristigen Folgen auch sind: Sie haben auch ihre positiven Seiten. Denn vielen Menschen wurden ihre grundlegenden Bedürfnisse auf diese Weise erst richtig bewusst: Die Freiheit zu reisen, der Wunsch, sich mit anderen Menschen zu treffen, die Lust, andere Kulturen kennen zu lernen, gehören dazu. Von der anderen Seite betrachtet, gehört die Tourismusbranchen im allgemeinen und die Hotelbranche im besonderen zu kundenorientiertesten und flexibelsten überhaupt. Schon 2020 haben Hotels aus Dubai und solche aus Nicht-Risiko-Gebieten in Spanien um „digitale Nomaden“, als Selbständige, die mit einem Computer prinzipiell überall arbeiten können, geworben. Auch Hotels, die Apartment-Konzepte anbieten, dürften in Zukunft Aufwind bekommen. Solche Chancen werden oft erst durch Krisen freigelegt. Und die clevere Hoteliers sind schnell dabei, sie mit innovativen Konzepten für sich zu nutzen.

Nicht zuletzt wegen der robusten Anpassungsfähigkeit der Branche bleibt die Hotelimmobilie für Investoren auf mittlere bis lange Sicht alternativlos. Vor allem dann, wenn beispielsweise Büroimmobilien u. a. durch den geringeren Flächenbedarf wegen Home-Office-Nutzung langfristig stagnieren dürften.